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Erfurts längste Beine in Prachtregion zu Gast

Es ist wieder Derbyzeit. Am Mittwochabend, 19 Uhr, kommt es in der Suhler Wolfsgrube zum Aufeinandertreffen zwischen den Damen des VfB 91 Suhl Lotto Thüringen und von Schwarz-Weiß Erfurt. Die Ausgangslage lässt ein spannendes Duell der beiden Thüringer Mannschaften erwarten.

Einen wahrlichen Medien-Hype erlebten beide Thüringer Teams in den vergangenen Wochen. Doch liegen die Gründe dafür nicht im beider Seiten passablen Saisonstart, sondern eher in den Werbekampagnen, mit denen Suhl und Erfurt auf ihren Sport aufmerksam machen wollen bzw. im Fall der Südthüringerinnen, Werbung für ein herrliches Fleckchen Erde im südwestlichen Thüringer Wald, was mehr Touristen anlocken soll. Doch der Schriftzug „Prachtregion.de“ auf den Spielerinnenhosen rief nach eingegangenen Beschwerden den Werberat auf den Plan, der nun den Vorwurf des Sexismus prüfen soll. Sexismus, Diskriminierung und gar Rassismus lauten auch die Vorwürfe einer Stadträtin aus dem Erfurter Rathaus, die eine Anfrage dazu an die Stadtverwaltung stellte, die in der Sitzung am Mittwoch – just, wenn das Thüringenderby läuft – behandelt wird. Schwarz-Weiß Erfurt wirbt mit Plakaten an Straßenbahnhaltestellen, worauf fünf Spielerinnen professionell gestylt und nach eigener Auswahl in Abendkleidern abgebildet sind, für die längsten Beine der Stadt, die in der Riethsporthalle zu Hause sind. Die Reaktionen auf diese Vorwürfe sind in den Medien vielfältig, aber eine große Mehrheit (geschätzte 95%) hält diese Anschuldigungen für völlig hanebüchen. Die Macher der Kampagne, BlueLine – Agentur für Kommunikation GbR, und die Schwarz-Weiß Erfurt-Spielbetriebs-GmbH haben sich bereits öffentlich von den Anschuldigungen distanziert.

Wenn man dem Ganzen etwas Gutes abgewinnen kann, so ist es der Fakt, dass es noch nie so einen großen und breit gefächerten medialen Rummel um beide Bundesligisten gab. Der Wahrnehmung des so ästhetischen Sports in Thüringen hat es gut getan. Wenn die Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung im Allgemeinen dadurch steigt, hat die Werbung ihren Zweck erfüllt.

Lieber ist es den Protagonisten jedoch, wenn sie durch sportliche Erfolge in die Schlagzeilen kommen. Daran werden diese weiter arbeiten und die nächste Möglichkeit bietet da schon das Thüringenderby. Gerade diese Spiele sind es, die ihre besondere Brisanz haben und stets von großem Interesse sind. So wird die Wolfsgrube, trotz des Wochenspieltags, besonders gut besucht sein und die Stimmung noch etwas prächtiger sein als sie es ohnehin schon ist. Dazu werden auch viele mitreisende Erfurter Schlachtenbummler ihren Beitrag leisten. Welches Fanlager am Ende einen Sieg bejubeln kann, scheint durchaus eine spannende Frage. Sind es die VfB-Fans, denen dieses Erlebnis zuletzt stets zuteilwurde? Oder können die SWE-Anhänger den ersten Pflichtspielsieg im Derby seit 2003 feiern?

Die VfB-Damen, mit dem Ziel der Playoff-Teilnahme in die Saison gegangen, sind mit zwei Pflichtsiegen in heimischer Halle (VCO Berlin 3:0, Straubing 3:2) sowie einer 0:3-Niederlage beim höher dotierten USC Münster einigermaßen planmäßig gestartet. Die Erfurterinnen gewannen ebenfalls gegen den VCO Berlin (3:1) und verloren gegen die letztjährigen Halbfinalteilnehmer Aachen und Dresden mit 0:3. Der Punkt gegen den amtierenden Meister SSC Palmberg Schwerin, nach der knappen 2:3-Niederlage, fällt da schon unter die Rubrik „nicht eingeplant“. Dieses unerwartete Erfolgserlebnis sorgt da natürlich für eine gesteigerte Erwartungshaltungshaltung bei den Anhängern aus der Landeshauptstadt. Doch die Begegnung beim VfB Suhl steht unter anderen Vorzeichen. Denn während die personell gebeutelte Schwarz-Weiß-Mannschaft gegen Schwerin völlig frei im Kopf und ohne Erfolgsdruck ins Spiel gehen konnte, wissen die Damen um die zuletzt ganz starke Kapitänin Sindy Lenz, dass südlich des Rennsteiges was gehen könnte. Ein Sieg ist zwar kein Muss, aber wenn man imstande ist, das Niveau vom letzten Samstag erneut abzurufen, dann ist er möglich. Erfurts Trainer Jonas Kronseder hofft, dass er die gegen Schwerin krankheitsbedingt fehlende Paula Reinisch wieder im Spielerkader dabei hat. Mit welchem Anfangssechser und mit welcher taktischen Aufstellung er seine Mannschaft ins Rennen schickt, ist daher noch offen. „Suhl schlägt mit viel Risiko auf, hat dabei zuletzt eine hohe Fehlerquote gehabt. Wir werden aber auch versuchen, mit Risiko im Aufschlag zu agieren“, umreißt Erfurts Coach ein wesentliches Element beider Teams. Die statistischen Werte in der Annahme verraten, dass beide Kontrahenten hier anfällig sind. Es wird also unter anderem darauf ankommen, wer hier das bessere Maß zwischen Risiko und Fehlervermeidung findet. Beim 3:1 im Testspiel vor Saisonbeginn in Erfurt gelang das den SWE-Damen besser, was sicher gut für den Kopf ist. Am Mittwoch geht es allerdings wieder bei null los und das in der Suhler Wolfsgrube. Thüringer Volleyballfans sollten sich das Spiel jedenfalls nicht entgehen lassen. (StS)