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Meister am Rande einer Niederlage

Der Meister wankte, aber er fiel nicht. Mit 15:13 im Tiebreak zog der haushohe Favorit am Samstagabend in der Erfurter Riethsporthalle gerade noch mal den Kopf aus der Schlinge und ging als Sieger vom Spielfeld.

Du hast keine Chance, drum nutze sie, heißt ein Sprichwort. Unter diesem Motto stand das Heimspiel der Erfurterinnen gegen den Meister der letzten beiden Saisons. Waren die Chancen auf einen Erfolg aufgrund der großen Unterschiede zwischen beiden Mannschaften von vornherein schon niedrig, so tendierten sie durch das kurzfristige, krankheitsbedingte Fehlen von Paula Reinisch beinahe gen Null. Nur eine etatmäßige Außen/Annahmespielerin hatte Jonas Kronseder zur Verfügung. Kurzfristig stellte er um, beorderte Canace Finley in die Annahme und Mittelblockerin Emily Thater auf Diagonal. Ein Achter-Kader stand somit den 14 Gästespielerinnen gegenüber.

Nach kurzer Abtastphase nahm dann die Partie ihren zu erwartenden Verlauf. Beim 8:18 hatten sich die Gäste einen 10-Punkte-Vorsprung erarbeitet und beim 11:24 ausreichend Matchbälle. Doch die SWE-Damen wehrten sich und vernichteten fünf Satzbälle. Erst nach einer Schweriner Auszeit, als Emily Thaters Aufschlag ins Aus flog, stand das 16:25 auf der Anzeigetafel. Dass sich in der Folge etwas ändern sollte, glaubte wohl kaum einer der 670 anwesenden Zuschauer. Doch die Gäste, die nach einem 5-Satz-Match am Mittwoch gegen Aachen und mit dem Championsleaguespiel in Lodz am kommenden Dienstag ein ordentliches Programm zu absolvieren haben, sollten alsbald ins Straucheln kommen. Felix Koslowski, der in Erfurt einigen Spielerinnen aus der zweiten Reihe Spielanteile verschaffte, dürfte wenig erbaut darüber gewesen sein, was im zweiten Satz ablief. Schwarz-Weiß zeigte sich stabiler in der Annahme und auch die hohe Fehlerquote des ersten Satzes im Aufschlag war wie weggeblasen. Vom 8:7 bis zum 19:13 setzten sich die SWE-Damen ab und spielten sich in einen Rausch. Auch als die Gäste den Abstand zum 21:19 verkürzten, blieben die Thüringerinnen cool. Mit 25:22 schafften sie den umjubelten Satzausgleich. Das war schon mehr, als man erwarten durfte.

Nach der 10-Minuten-Pause erwartete jeder einen nun die Zügel anziehenden Favoriten, was beim 0:8 auch danach aussah. Doch wieder bäumte sich der Außenseiter auf und verkürzte auf 10:14. Diesen Vorsprung brachten die Gäste dann durch und gingen nach dem 25:18 mit 2:1 nach Sätzen in Führung. Ein 3:1 der Mecklenburgerinnen schien nun greifbar. Aber erneut spielten die sich nie aufgebenden SWE-Damen – entgegen aller Erwartungen – in einen Rausch. Sie legten ein 10:5 vor, was Felix Koslowski zu einer Auszeit zwang. Diese fruchtete, denn kurze Zeit später wendete sich das Blatt zum 12:14. Doch mit zwei bärenstarken Angreiferinnen, Canace Finley und Sindy Lenz, kam Erfurt zurück und führte plötzlich 23:18. Da hielt es schon lange keinen Erfurter Anhänger auf seinem Sitz. Der pausenlos im Angriff gesuchten Canace Finley, die sich im Spielverlauf immer besser gegen den Schweriner Block behaupten konnte, war es schließlich vergönnt, den Satzball zum 25:22 zu verwandeln. Satzausgleich, ein Punkt für die Tabelle und das mit Minimalaufgebot – das Erfurter Volleyballherz war glückselig wie lange nicht mehr.

Nun wollte Schwerin endgültig ernst machen. Felix Koslowski beorderte seine komplette erste Reihe aufs Spielfeld. Der SWE-Motor war jedoch immer noch auf Hochtouren und die Gastgeberinnen lagen mit 3:1, 8:6 und 10:8 meist in Führung. Beim 13:13 stand es Spitz auf Knopf im Tollhaus Riethsporthalle, längst standen alle Erfurter Fans. Die letzten beiden Punkte machte dann der Gast, der knapp diese Partie zu seinen Gunsten entschied. Die Verlierer durften sich trotzdem wie ein Gewinner fühlen. Schließlich hatten sie in einem aufregenden Spiel einen nie erwarteten Punkt errungen und noch viele Herzen mehr gewonnen. Erfurts längste Beine hatten gezeigt, dass sie sportlich Großes leisten können und nicht nur im Abendkleid eine gute Figur machen. (StS)