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Meister zum Derby zu Gast
Wenn am Mittwoch um 19.30 Uhr der Dresdner SC bei Schwarz-Weiß Erfurt zu Gast ist, dann bezieht die Partie weniger aus sportlichen Gründen seine Besonderheiten. Neben dem Derbycharakter des mitteldeutschen Duells, ist es die Tatsache, dass vier Spielerinnen im Erfurter Kader stehen, die einst durch die Dresdner Nachwuchsabteilung ausgebildet wurden.
Die sportliche Seite scheint klar: Die Gastgeber belegen nach nur zwei Siegen in der Hinrunde den vorletzten Platz, der momentan den sportlichen Abstieg bedeuten würde. Die Gäste vom Dresdner SC sind mit nur zwei Niederlagen Dritter und kommen als Doublesieger 2016 nach Thüringen. Alles andere als ein klarer Gästesieg wäre also eine Überraschung. Im Hinspiel, das noch keinen Monat Vergangenheit ist, hatte der amtierende Deutsche Meister beim 3:0 keine Probleme. Allerdings verkauften sich die Schwarz-Weißen in den Sätzen eins und drei gut und gingen nicht unter.
Doch die Unterschiede zwischen den beiden mitteldeutschen Vereinen sind nicht nur auf Spielfeld klar. Die über Jahre etablierten und mit Titeln reichlich ausgestatteten Dresdner sind auch im Umfeld fast „Lichtjahre“ entfernt. Der Jahresetat von 1,65 Millionen Euro ist in etwa vier Mal so hoch wie der des Aufsteigers. Beim Zuschauerschnitt (DSC letzte Saison knapp 2800 Zuschauer im Schnitt) und der Anzahl von festangestellten Mitarbeitern/Trainern ist das Verhältnis ähnlich. Die Bezeichnung David gegen Goliath könnte also nicht treffender für den Vergleich sein.
Das Duell erhält aber trotzdem noch eine besondere Note. Mit Lisa Stock, Michaela Wessely, Luise Wolf und Selma Hetmann spielen vier ehemalige Dresdnerinnen mittlerweile bei Schwarz-Weiß Erfurt. Beim national und international ambitionierten DSC blieb ihnen der gewaltige Sprung aus dem Nachwuchs in den Erstligakader verwehrt oder wie im Fall Lisa Stock, blieb meist nur die harte Ersatzbank mit wenigen Einsatzzeiten. Direkt oder über einen Umweg (Michaela Wessely spielte zwei Jahre in Schwerin) kamen die Vier jetzt nach Erfurt und dürfen hier Erstligaluft schnuppern bzw. ihr Talent beweisen. Erfurts Geschäftsführer Heiko Herzberg, der im Wesentlichen den Erstligakader zusammengestellt hat erklärt: „Die jungen Spielerinnen sind technisch gut ausgebildet, lernwillig und bereit, viel Zeit und Kraft, neben einer Ausbildung oder dem Beruf, in ihre Karriere in der 1. Bundesliga zu investieren. Da wir nicht über üppige finanzielle Mittel verfügen, entspricht das zur Zeit unserer Vereinsphilosophie.“ Dass das anstrengend und kräftezehrend ist, erleben eben jene Ex-Dresdnerinnen gerade. Gerade das sportliche Brot im Volleyballoberhaus ist hart.
Aber auch abseits des Spielfeldes kann Erfurt vom Dresdner SC profitieren. So holte sich Heiko Herzberg in der Vorbereitung der Erstligalizensierung auch den einen oder anderen Rat bei seiner Kollegin Sandra Zimmermann. „Wenn ich einen Tipp benötigte, bin ich in Dresden auf offene Ohren gestoßen“, so der 52-Jährige.
Tipps wird Trainer Manuel Müller von seinem Gegenüber Alexander Waibl vor der Partie sicher nicht erhalten. Er wird allerdings eher auf seine Mannschaft schauen und hat angedeutet, dass er einigen Spielerinnen Spielpraxis geben wird, die zuletzt weniger auf dem Spielfeld standen. So könnte Zuspielerin Michaela Wessely beispielsweise von Beginn an auflaufen und auch Luise Wolf würde sich über längere Einsatzzeiten gegen den DSC freuen. Auf der anderen Netzseite ist zu erwarten, dass „Alex“ Waibl ebenfalls rotieren wird. Am Beginn der englischen Wochen mit Bundesliga und Championsleague müssen Kräfte geschont und neue Spielerinnen integriert werden. Denn mit den amerikanischen Zwillingsschwestern Amber und Kadie Rolfzen hat der DSC gerade zwei Neuverpflichtungen getätigt, um die Lücken auf Diagonal und im Außen/Annahmebereich zu schließen.
Die Gastgeberinnen hoffen bei ihrer schweren Aufgabe trotz des Wochentags auf reichlich Unterstützung von den Tribünen. Kommt zum Derby!
StS